“Willkommen am Tisch!” – Internationaler Flüchtlingstag 2025

Neuruppin bleibt bunt” lud ein zu Genuss und Gepräch

Von Volkmar Heuer-Strathmann

Man sieht sie noch, diese Weltrekordbirne auf dem Schulplatz, dieses Symbol wahrer Menschlichkeit. Der Stengel scheint ein paar Plakate von Pro Asyl zu berühren. Als Fontanestadt hat Neuruppin ein Vermächtnis zu wahren, das Grenzen überwindet: “So spendet Segen noch immer die Hand”, heißt es bei Theodor Fontane im “Ribbeck”. Ein alter Mann lässt Güte walten, über den Tod hinaus. Herzlos dagegen der junge Herr. Ob Fontane wusste, dass die Birne ihre Wurzeln im Kaukasus oder in Anatolien haben soll, also eingewandert ist oder hergeschleppt wurde?
Zahlreiche Menschen aus der Fontanestadt Neuruppin und Umgebung kamen am Freitagnachmittag am Rande des Schulplatzes zusammen. Das Motto: “Willkommen am Tisch!” Eingeladen hatte das Bündnis “Neuruppin bleibt bunt”. Martin Osinski erinnerte daran, dass derzeit über 120 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind. Mit den aktuellen Ereignissen im Iran, in Gaza oder in der Ukraine dürfte diese Zahl noch anwachsen, darüber war man sich in einzelnen Gesprächen an den Tischen einig. Sorgen verbinden, Begegnung tut gut. “Freundschaft geht durch den Magen”, wissen die Veranstaltenden. Also wurde aufgetischt, was in anderen Ländern oder in anderen Kontinenten als typisch gelten kann. Und das kam gut an.

Buntes Treiben beim Weltflüchtlingstag im Rosengarten. Foto: macron


Kinder und Jugendliche sah man beim Tischtennis oder beim Tischfußball. Ganz kleine Fußballtore luden die Kleineren zum Kicken ein an einem dieser Weltfußballtage. Jung und Alt fanden zusammen, um ein Zeichen des Zusammenhalts zu setzen und Hoffnung zu vermitteln.
Als Pastorin ist es Christiane Schulze vom Bündnis besonders wichtig, auf die aktuelle Flüchtlingspolitik in der Bundesrepublik hinzuweisen, die Werte des Grundgesetzes in Frage stelle und an Prinzipien des Rechtstaates rühre. “Zurückweisung, Bezahlkarte und gestoppte Familienzusammenführung” lauten die Reizworte. Rot-Schwarz profiliert sich nach Ansicht der Kritiker dieses Kurses zu Lasten der Schwächsten und überschreitet selbst Grenzen.


Mahnende Plakate von Pro Asyl. Foto: VHS

Die Plakate von Pro Asyl erinern auf dem Schulplatz an die Tradition humanitärer Hilfe seit 1945. Fotos vom Mittelmeer zeigen keine Strände, keine Ausgelassenheit. “Malefiz statt Malle!”, könnte da stehen. Es geht oft einfach ums Überleben. An den Tischen wird viel über die Erfahrungen der Geflüchteten in Neuruppin und im Landkreis Ostprignitz-Ruppin geredet.
“Khlopche, khochesh hrushu?”, fragte vermutlich tags zuvor im Rekordrausch niemand einen Knaben aus der Ukraine. “Junge, wiste ne Beer?” In Mundart, was mundet. Im Sprachkurs natürlich Hochdeutsch! Und Amtsdeutsch – ganz nach Bedarf.


Stumme Erinnerung im Hintergund. Foto: VHS

Klar, dass Songs, Lieder und Chansons aus aller Welt gespielt wurden an solch einem Nachmittag, um Vielfalt hörbar werden zu lassen und womöglich mit Klängen aus der Heimat bei Einzelnen Erinnerungen zu wecken. “Bella Ciao” durfte da nicht fehlen als Muntermacher und Ermutiger, erinnert es doch an den Widerstand von italienischen Partisanen gegen den Faschimus nach Art Mussolinis und gegen die NS-Besatzer. Einfache Analogien indessen wären sicherlich Kurzschlüsse oder Schnellschüsse. Irgendwo fiel der traurige Satz: “Zurzeit ist eigentlich jeder Tag ein Weltflüchtlingstag!”