“Wie geht’s Ihnen gerade in Neuruppin” Das Museum als Ort sensibler Kommunikation

Ein Gesprächsformat im Museum Neuruppin lädt zum achtsamen Zuhören und Reden ein – über das Leben, Gefühle und den Ort selbst.

Von Volkmar Heuer-Strathmann

“Und?” Ein Blick, ein Wort, nichts weiter. Wie’s einem geht? Gute Frage. Noch besser: “Wie geht’s Ihnen gerade in Neuruppin?” Unter dieser Frage stand die Veranstaltung, zu der ins Museum Neuruppin eingeladen worden war. Unter den Leitworten “Sprechen & Zuhören” bieten Marlen Nebelung und Carolin Koch aus Berlin ein Format an, das Gelegenheit gibt, sich ohne Handy in der Hand in kleinen Gruppen aufeinander einzulassen. Regelgeleitet, versteht sich. Zeitgetaktet etwas in ein paar Minuten von sich preiszugeben. Einander wirklich zuzuhören. Nicht zu intervenieren. Nicht zu interpretieren. Zumindest nicht lauthals. Das derart Erlebte zu reflektieren. Darüber in größerer Runde zu sprechen…
“Es braucht keine Bühne, nur unterschiedliche Menschen, einen Raum, Aufmerksamkeit, Interesse und ein offenes Ohr”, hieß es in der Einladung. Das Interesse war nicht überwältigend, aber Maja Peers, die Leiterin des Museums, wurde am Ende von den Versammelten darin bestärkt, das Format erneut anzubieten. Das hat gute Gründe.

Ein paar Erläuterungen von Carolin Koch Foto: VHS

Vertraulichkeit muss gewährt sein. Deshalb bleibt es das Geheimnis der Versammelten, wie es dem früheren Neurologen und der ehrenamtlichen Sterbebegleiterin, um nur zwei Beispiele aus den Stuhlkreisen zu nennen, “gerade in Neuruppin geht”. Und überhaupt: “Gerade?” In diesem Moment im Museum? An diesem Tag? In diesem Sommer? In diesem Lebensabschnitt? Und dann der Bezug zu Neuruppin. Nachbarstadt für die gebürtige Fehrbellinerin, Tagesziel für einen Teilnehmer aus Zehdenick. Das Wort “Fontanestadt” fiel nicht vorab. Das wäre ein anderer Impuls gewesen. Und wie ging es dem überhaupt? Nicht so gut – oder?
Wie in den Werken des Dichters ging es fast neunzig Minuten lang primär um die Menschen. Aber waren das an meinem langen Tag, der gegen sechs Uhr schreibend begann mit einer Glosse für die Presse in der früheren Heimat über paar Hochadelige, alles überhaupt Neuruppiner und Neuruppinerinnen? Vermutlich nicht. Ganz unterschiedliche Perspektiven wurden im Museum offenbar. Zugezogen, dageblieben, zurückgekehrt. Unterwegs in der Stadt unter Menschen macht jeder und jede andere Erfahrungen, ob auf den Straßen, auf den sogenannten Bürgersteigen, in Läden, Geschäften und Supermärkten, am See oder auf dem Stadtwall, bei Veranstaltungen oder zu Hause, wo und wie auch immer das sein mag in dieser vielgestaltigen Kommune zwischen Prunk und Platte, zwischen Idylle und “Fressnapf”.
Dass diese Stadt sehr gemocht wird, darf hier sicherlich verraten werden. Von Liebe wird man sogar sprechen dürfen – wirklich! Trotz der nicht eben wenigen verdrossen wirkenden Menschen allüberall. Einfach mal reden? Einfach mal zuhören? Und?

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