Verse, Impulse, Sentenzen – manchmal mit erhobenem Zeigefinger Bundespräsidentenworte von Theodor Heuss bis Frank-Walter Steinmeier

Zitate, Patzer & politische Impulse: Was deutsche Bundespräsidenten von Heuss bis Steinmeier wirklich gesagt haben – ein Rückblick auf ihre wichtigsten Worte.

Von Volkmar Heuer-Strathmann

Der erste Bundespräsident Theodor Heuss als junger Mann. (Quelle: Eugen Diederichs Verlag)

Theodor Heuss war schon als junger Mensch ein Mann des Wortes. Das zeigen seine frühen Gedichte. “Dem grauen Tag folgt eine finstre Nacht”, heißt es etwa in “Streik”. Der Text ist inzwischen 122 Jahre alt. Theodor war 19. Weiter geht’s: “Der Morgen kommt. Die Räder stehn still”. Schon fragt man sich, ob da nicht auch eine Karriere in SBZ und DDR möglich gewesen wäre. In der BRD sind diese Verse dem ersten Bundespräsidenten nicht angelastet worden. Er war Liberaler und galt auch als liberal.
In dem höchsten Staatsamt will jedes Wort gut überlegt sein, das zeigen die späteren Amtsinhaber. Es wurden Zeichen gesetzt – manchmal durch Patzer.
So schien Bundespräsident Heinrich Lübke am 17. Juni 1965 entfallen zu sein, wo er spricht. “Wenn ich heute hier in äh in…” Stille. Ein Zuruf. Nach Helmstedt kam man nicht einfach so. Am 17. Juni schon gar nicht. Realsatire wäre wohl das passende Wort. Bundespräsident Gustav Heinemann wird gern zitiert mit den Worten: “Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, sollte daran denken, dass zugleich drei andere Finger auf ihn selbst zurückweisen.”
Walter Scheel hat als Bundespräsident 250 Reden gehalten. “Miteinander, nicht gegeneinander”, war sein Motto, als er 1974 das Amt antrat.
Carl Carstens fiel dadurch auf, dass er Fettnäpfchen nicht ausließ. “Ein Wehrpflichtiger leistet mehr für den Frieden als die Friedensbewegung.” Vermutlich meinte er die Eingezogenen. Die anderen Jahrgangshelden konnten sich ins Fäustchen lachen, zumal für sie kein Zivildienst anstand.
Richard von Weizsäckers Worte vom 8. Mai 1945 als “Tag der Befreiung” dürften in keinem Geschichtsbuch fehlen. Im Falle von Roman Herzog ist es die “Ruck”-Rede, die unvergessen bleibt: “Durch Deutschland…” Johannes Rau wird gerne zitiert mit den Worten: “Auftrag der Politik ist es, die Welt menschlicher zu machen, nicht unmenschlicher.” Horst Köhlers Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten wird mit einem Interview in Zusammenhang gebracht, das er im Flugzeug gab. Man kam aus Afghanistan. Köhler ließ sich zu der Äußerung hinreißen, im Notfall sei auch “militärischer Einsatz notwendig, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege”. So kann’s gehen unterwegs… Christian Wulffs Worte lösten noch insenivere Debatten aus – bis heute: “Der Islam gehört zu Deutschland”, zeigte sich der Bundespräsident überzeugt. Sein Nachfolger Joachim Gauck wurde fast wieder Glaubensmann, als er sagte: “Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten, sie sind endlich.” Zum Prozess der Wiedervereinigung hat er als ehemaliger Bürger der DDR auch manches Wort gesagt, das heftig nachhallt.


Der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als junger Mann. (Quelle: United Charity/RTL)


Bleibt Frank-Walter Steinmeier, der amtierende Bundespräsident. Als Ostwestfale eher wortkarg? Nicht die Spur! Einige Leuchtzeichen gibt es schon. Etwa Wahl- und Wählerbetrachtungen. Oder differenzierte Konflikt- und Kriegsbemerkungen. In Neuruppin ging es Steinmeier um den Bürgerkontakt. Dann sagt man als Mann gern auch mal was über die Liebe. So als Mensch unter Menschen. Er müsse “schon lange leiden”. Echt? – Ach, es geht um Schalke 04. Für’s Geschichtsbuch reicht das allerdings noch nicht…

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