“Überall ist man nur da wahrhaft lebendig, wo man Neues schafft.”Neue Akzente in der Schinkel-Gesellschaft mit Werken von Geli Schulze

Betrachterin der Kunstausstellung

Künstlerin Geli Schulze zeigt neue Werke in Neuruppin. Die Schinkel-Gesellschaft setzt mit dem KunstSchauFenster 2025 neue Impulse.

Von Volkmar Heuer-Strathmann

Eine Besucherin aus Bitterfeld nähert sich ganz vorsichtig der “Spitzendecke”. Was wie eine sorgfältige Handarbeit – “vermutlich von Frauenhand” – anmutet, ist etikettiert mit den Fachbegriffen “Acryl auf Leinwand”. Im Werk daneben sind zwei rote Fäden zu finden – nicht eingeflochten. Die Besucherin zeigt ich tief beeindruckt. Als Tagesgast in Neuruppin war sie mehr zufällig des Wegs gekommen.
Die beiden Werke gehören zu einer Ausstellung, die Einblicke gewährt in die Arbeit der Neuruppiner Künstlerin Geli Schulze. KunstSchauFenster nennt die Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft das neue Format. Auch in Zukunft soll – so Otto Wynen vom Vorstand – ein kleines Heft als KunstSchauFenster knappe Informationen bieten und Beispiele zeigen. Das erste setzt Maßstäbe, auch ästhetisch. Es lockt an und es lässt nicht los. Man kann später nochmal nachlesen, nachschauen, nachdenken. Flyer bieten oft schon nicht wenig, das KunstSchauFenster bietet als kleine Broschüre weit mehr. Wie sagte schon Schinkel: “Überall ist man nur da wahrhaft lebendig, wo man Neues schafft.”
Die Art, wie Geli Schulze Strukturen präsentiert, fasziniert. Vor den Schwärmen der Stare bleibt der Gast auch schon mal länger stehen. Was gerade noch betrachtet wurde, scheint einen schon zu umgeben. Als Kreatur in der Menge. Unsicher im Kurs? Eine Momentaufnahme von ungeheurer Dynamik.
Krasser könnte der Kontrast kaum sein: “Toter Spatz” ist da notiert. Wieder zwei Varianten. Keine Spur von Bewegung. Kein Zeichen von Gewalt. Ein natürlicher Tod? “Anmut und Würde” kommen zum Ausdruck, so ruhend, so schön ins Bild gesetzt wie unter dem Vergrößerungsglas der Kunst.
Auch die Werke “Noch nicht” und “Stur” sind Körperbilder, hier von Menschen, skizzenhaft und doch abgeschlossen. Ein tiefer Blick in die Seele, eine Haltung zur Welt, zum Leben.

Foto eines Ausstellungsstückes

Ein Blick ins KunstSchauFenster gedruckter Art. Foto: VHS

Immer mal wieder bleiben Passanten an diesem Sonntagnachmittag draußen stehen. Schauen. Reden. Die Cutouts fallen aus dem Rahmen. Etwa die große Biene. Oder der Käfer. Endlich mal Kafka in der Fontanestadt? Eine Verwandlung? Oder bloß Biologie? Wieder Strukturen, wieder Konturen. Kritik wird einmal auch laut: “Schade, dass man nicht in die Tiefe schaut.” Die KFS ist eben keine Galerie. Bis 2031 habe man noch viel vor, so Wynen.
Die Ausstellung läuft bis zum 20. Juli 2025. Über die Öffnungszeiten kann man sich auf der Hompage der KFS-Gesellschaft informieren. Und die Künstlerin präsentiert sich natürlich auch im Netz.