Staunende Gesichter, interessierte Blicke – was Djuna Llund Lopis und Zara Seraphina Rustemeyer derzeit im Raum der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft präsentieren, entzieht sich den Kategorien der Kunstaustellungswelt. Umso schöner, dass Otto Wynen vom Vorstand zahlreiche Interessierte zur Vernissage begrüßen konnte.
Von Volkmar Heuer-Strathmann
Zunächst habe dem Wasser ihr Interesse gegolten, erzählt Seraphina Rüstemeyer. Das Substanzielle, die Bewegungen und die Ausformung – vom Rinnsal bis zum mäandernden Fluss. Dann ging’s gemeinsam mit Djuna Llund Lopis aber doch lieber an die Pilze. Wachstum und Vermehrung sollen dargestellt werden, um für natürliche Prozesse zu sensibilisieren. Die lautliche Wahrnehmung gehört auch zum Atem der Welt. Kostproben der Klangkunst wurden eingespielt. Das Glockenläuten von St. Trinitatis wirkte wie von langer Hand geplant. Irrtum. Alltagszauber, Zufallstreffer, Lebenston.
Otto Wynen hatte zur Einführung von der ersten Begegnung erzählt. Verwunderung und Bewunderung ergänzten sich demnach. Natürlich weiß er, dass diese Naturkunst nicht jeden Anspruch erfüllen wird. Das ist das Risiko des Experiments, das die KFSG eingeht, wenn sie mehr sein will als museal und selbstzufrieden und deshalb in unvermessenes Terrain vordringt. Und Wagmutige wie die beiden Künstlerinnen unterstützt durch Präsentation. Die Stadt Neuruppin und die Sparkasse OPR wären da auch zu erwähnen.

Rüstemeyer stellte eine Verbindung zur Philosophie von Dona Haraway her. Von Hegel weiß man: “Das Wahre ist das Ganze.” Ganz wörtlich meinte der Philosoph das nicht. Haraway aber meint das Weltganze und überwindet damit – zunächst gedanklich – die Gegenüberstellung von Mensch und Natur, von Subjekt und Objekt. Die Polarität stofflich zu überwinden, ist Anliegen der beiden Künstlerinnen. Sie lassen sich anders ein als etwa die Mikrobiologie und sind ihr dabei doch verbunden, wenn Demut und Empathie die Idee der kalten Beherrschung ablösen. Geht das? Und wenn, wohin führt dieser Weg? Endlich hin zur Natur? Auch politisch, auch globalstrategisch?

Fotos: VHS
Der in Johannesburg lehrende afrikanische Philosoph Achille Mbembe beleuchtet in seinen Werken, dass die Ordnung der Welt ein Konstukt ist. Ein Notbehelf, selbst Not verursachend. Pilze kennen keine Grenzen. Wie Kranheitserreger. Was nur Natur war, ist jetzt gebannt in den Werken der Künstlerinnen. “Eis” gehört auch dazu. Was da im Fenster gezeigt wird, hat Eigenleben. Ist aber gemacht, geformt. Alles Weitere wird sich zeigen…
Die Ausstellung läuft bis zum 23. November 2025. Sie ist am Freitag von 15 bis 18 Uhr, am Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.







