Neuruppin erinnert an die Reichspogromnacht

Am 9. November 2025 erinnerten das JugendWohnProjekt „MittenDrin“ und das Aktionsbündnis „Neuruppin bleibt bunt“ an die Opfer der Reichspogromnacht. Rund 40 Teilnehmende, darunter Bürgermeister Nico Ruhle, Vertreter*innen von Omas gegen Rechts und Move e.V., setzten ein deutliches Zeichen gegen Faschismus und Menschenfeindlichkeit.

Von: macron

Demonstration und Stolperstein-Reinigung

Die Demonstration startete am JWP „MittenDrin“ und führte durch die Innenstadt zu Orten früheren jüdischen Lebens. Dort wurden Stolpersteine gereinigt und Kerzen entzündet. Jugendliche des Projekts lasen Texte und Zeitzeugenberichte von Holocaust-Überlebenden vor.

„Da die letzten Überlebenden des Holocaust sterben, ist es unsere Aufgabe, ihre Erfahrungen weiterzutragen und in der Erinnerung zu verankern – gerade jetzt, wo menschenverachtende Tendenzen wieder populärer werden“, erklärte Jan Henning, Pressesprecher des JWP.

Abschlusskundgebung vor dem AfD-Büro

Die Demonstration endete mit einer Kundgebung vor dem neuen AfD-Büro in der Fischbänkenstraße 20, einem Gebäude, das einst der jüdischen Familie Silberberg gehörte. Redner*innen erinnerten an die historische Verantwortung und forderten, die Vermietung an die AfD kritisch zu hinterfragen.

„Menschlichkeit ist unverhandelbar – wir müssen alles dafür tun, dass sich die Ereignisse des Nationalsozialismus nicht wiederholen“, betonte Tamara Lux, Pressesprecherin des JWP.

Musikalische Lesung mit Kutlu Yurtseven

Im Anschluss begeisterte Kutlu Yurtseven von der Microphone Mafia das Publikum mit einer musikalischen Lesung aus dem Buch „Eine ehrenwerte Familie“. Er erzählte von seiner Jugend als Sohn türkischer Einwanderer, seinem Weg zum Rap und der Zusammenarbeit mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano.

Mit Humor, Haltung und Tiefgang erreichte Yurtseven besonders das junge Publikum und verband Erinnerungskultur mit gelebtem Engagement gegen Rassismus und Ausgrenzung.

Erinnerungskultur als Verantwortung

Das Gedenken in Neuruppin machte deutlich: „Nie wieder“ ist mehr als eine historische Mahnung – es ist eine Verpflichtung, täglich für eine offene und solidarische Gesellschaft einzutreten.

Quelle: Jugendwohnprojekt „Mittendrin“ e.V.

Chorgesang aus Synagogen der Welt am Tag des Pogromgedenkens

Rohe Gewalt, bösartige Brandstiftung, Sachbeschädigung und Demütigung prägten die Nacht der NS-Pogrome am 9. November 1938 in ganz Deutschland. Das Gedenken daran in der Klosterkirche gemeinsam mit dem Berliner Synagogal Ensemble zu gestalten, verändert die Blickrichtung: Jüdische Religiosität rückt in den Mittelpunkt. Ein Konzert ohnegleichen!

Von Volkmar Heuer-Strathmann

Pfarrer Thomas Klemm-Wollny stellte die Erinnerung an jüdische Familien aus Neuruppin an den Anfang der gut besuchten Veranstaltung. Die Leidensgeschichten sind gut dokumentiert. Jedes Beispiel berührt. Doch statt aus den Verbrechen Klagemusik werden zu lassen, entführt das Synagogal Ensemble Berlin in die Welt der lebendigen Synagogen, des Gemeindelebens, der Liturgie, Psalmen inbegriffen. Matthias Noack erwies sich als ein sicherer Begleiter an der Orgel und am Elektropiano.
Für diesen Auftritt hat Dirigentin und Initiatorin Regina Yantian vor sich die Sopranistinnen Lea Kohnen un Liza Steinbock, den Tenor Berk Altan, den Bass Alexander Konieczka und als Altstimme Diana Kantner. Bei diesem Berliner Ensemble ist der Wechsel die Regel. Das mag einer der Gründe für die wunderbare Lebendigkeit sein. Als Solistin hätte Lea Kohnen in einem Konzert der üblichen Art sicher viel Applaus bekommen. Ihre Imagination einer russischen Synagoge durch ihr “Schomer Jisroel” von Samuel Alman bewegt zutiefst. Sie brennt für den Glauben. Müssen Worte wie “Nation” und “Überrest” die Erde brennen lassen?

Thomas Klemm-Wollny, der Chor und die Dirigentin Regina Yantian (rechts).
Zwei starke Stimmen: die Sopranistinnen Lea Kohnen und Liza Steinbock.
Foto: VHS

In der Klosterkirche herrschte andächtige Aufmerksamkeit. Applaudiert wird erst am Ende, dann aber umso mehr. Textblätter verkleinern die Sprachhürden ein wenig, etwa wenn “Chischki Chiski” von Abramahm Casers aus den Niederlanden angestimmt wird oder “Ja’ale” von Wolf Schestapol aus der Ukraine erklingt, beides ehrfürchtige Gebete der Jüdinnen und Juden.
Werke des deutsch-jüdischen Komponisten Louis Lewandowski bilden einen Schwerpunkt, ohne allzu viel Schwere. Fröhlicher Gesang öffnet die Tür der Synagoge, mit andächtigem Gesang beginnt der Schabat, hymnischer Gesang fein verwobener Stimmen erklingt, um Worte des Gottvertrauens zu offenbaren. Bleibt Israel, bleibt “Jeruschalaim Schel Sahaw” – mit einer Geige im Mittelpunkt. Kein Streicher in Sicht. Also singen die unaufgeregt dirigierten Sängerinnen und Sänger, als hätte Naomi Schemer gedichtet: “Jerusalem aus Gold, aus Kupfer, Licht und Stein, lass mich für alle deine Lieder die Stimme sein.” Standing Ovations! Blumengebinde! Zugabe!
Der Pfarrer aber ließ die Versammelten nicht ohne Mahnung raus aus dem Gotteshaus. Natürlich weiß er, dass auch die sogenannten Deutschen Christen nicht erst 1938 schwere Schuld auf sich geladen haben. Der Gefährdung der Demokratie engagiert entgegenzuwirken, das war sein Appell als Christ und sein Wunsch: “Shalom!”

Jerusalem-Hain und jüdischer Friedhof als Orte der Besinnung

Viele Menschen kommen täglich am Jerusalem-Hain vorbei. Sicher meistenteils mit dem PKW oder einem anderen Gefährt. Auf dem Friedhofsteil, der in Neuruppin an Gräber von Juden und Jüdinnen erinnert, sind wohl eher selten Menschen zu sehen. Er liegt ganz am Rande. Aber zwischen beiden benachbarten Orten gibt es eine tiefe Verbindung. Sie weist sogar noch weit über den jüdischen Glauben hinaus.

Von Volkmar Heuer-Strathmann

“Wünscht Jerusalem Frieden”, steht da auch in hebräischen Schriftzeichen auf den beiden Stelen. Blutbuchen prägen das Bild. Die ersten drei wurden 1996 angepflanzt. Auf dem Friedhof erfahren Interessierte, wie sich das Leben der jüdischen Gemeinde im Rückblick darstellt. Die Auflösung erfolgte 1941. Die Jahre zuvor waren der erste Höhepunkt der Verfolgung. In den Jahren danach wurde Vernichtung Programm, beginnend mit der Berliner Wannsee-Konferenz ab 20. Januar 1942. Mit Stolpersteinen wird in der Stadt an einzelne Schicksale und die Unmenschlichkeit der Verantwortlichen erinnert.

Stadtbild von Wilhelm Gentz anlässlich jenes Einzugs in Jerusalem.

Wilhelm Gentzens Werk “Der Einzug des Kronprinzen von Preußen in Jerusalem 1869” zeugt von einer anderen Zeit und Sicht. Und von Kunstfertigkeit des gebürtigen Neuruppiners. Zum kulturellen Gedächtnis gehört es auch, wie Regelind Heimann sorgfältig aufzublättern weiß in ihrer Buch gewordenen Dissertation. Die Doktorandin versucht plausibel und anschaulich zu machen, hier liege kein koloniales Gebaren vor. Sie verschweigt nicht, dass es auch Interpretationen gibt, die den “blonden germanischen Fürstensohn in der heiligen Stadt” sehen. Heimann indessen resümiert: “Gentz war keineswegs der Meinung, Europa sei der Welt des Orients geistig und moralisch überlegen.”

Blick auf Reste der alten Friedhofsmauer zur Herbstzeit.

Jerusalem ist durch den Gaza-Krieg nach dem Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 ein wenig aus den Schlagzeilen gerückt. Die lange Zeit in Potsdam lehrende Religionswissenschaftlerin Angelika Neuwirth hat mit ihren Werken eine Grundlage religionsübergreifender Betrachtung geschaffen. Ausgangspunkt: die Stadt Jerusalem, der Ort der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Neuwirth erinnert daran, dass die Gebetsrichtung der Moslems zunächst Jerusalem war. Bei den regelmäßigen Jerusalemer Religionsgesprächen treffen Christen und Moslems aufeinander. Gotthold Ephraim Lessing hat sein Drama “Nathan der Weise” in Jerusalem angesiedelt. Beim Ringen um eine stabile politische Struktur gerät Jerusalem in den Fokus.
Die Stelen sind Ausdruck der Friedenssehnsucht, der Utopie. Der Platz wird durch Neuruppiner Bürger und Bürgerinnen im Zeichen der “Lions” gepflegt. Es verlangt nicht viel, dort anzuhalten. Es gibt viel, dort im Jerusalem-Hain innezuhalten.

Synagoge und Friedhof als Orte des Gedenkens an die jüdische Gemeinde

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Neuruppin muss sehr wechselhaft gewesen sein. Seit kurzer Zeit erinnert man in der Nähe des Weinbergs an die verschiedenen Friedhöfe, auch mit einer Texttafel. In der Virchowstraße allerdings sucht man vergeblich nach Informationen, obwohl dort über Jahrzehnte die Synagoge stand, also der Mittelpunkt des Gemeindelebens.

Von Volkmar Heuer-Strathmann

In verschiedenen Beiträgen hat sich Uwe Schürmann der jüdischen Gemeinde in Neuruppin gewidmet. “82 Jahre lang, von 1859 bis 1941, bestand in Neuruppin eine jüdische Gemeinde”, erfahren Interessierte. Ein Foto erinnert in dem von Peter Böthig und Stefanie Oswalt herausgegebenen Band “Juden in Rheinsberg” an die Synagoge in Neuruppin. Dem jüdischen Selbstverständnis entsprechend, gilt den Gräbern besondere Aufmerksamkeit. Eben für die Ewigkeit.

Friedhofsanlage und Erinnerungzeichen in der Nähe des Ruppiner Sees.
Foto: VHS

Im Jahr 2024 wurde von einem Aktionsbündnis in der Nähe des Weinbergs ein Ensemble geschaffen, mit dem an die Grabstätten von Verstorbenen erinnert wird. Ein Grabstein steht als Gedenkstein im Mittelpunkt. Stelen markieren die alte Einfassung. Die Information auf einer Tafel am Wege ist leicht zu finden. Großes Aufsehen würde nicht zum Anlass des Gedenkens passen. Es geht schließlich auch um Verfolgung und Vertreibung, um den Weg ins Exil oder den furchtbaren Tod in einem der Konzentrationslager.
In der Virchowstraße sucht man vergeblich nach Hinweisen auf die ehemalige Synagoge. Die alte Adresse lautete Ferdinandstraße 10. In der Festschrift von 2006 zu 750 Jahren Verleihung des Stadtrechts geht Schürmann ausführlicher auf die NS-Zeit ein. “Mit dem Jahr 1933 begannen die Verfolgungen durch Hitler prompt”, wird der jüdische Arzt Dr. Hirsch zitiert. Natürlich weiß man nicht erst heute, dass eine solche Personalisierung der Massenbewegung der NSDAP und ihrer breit gestreuten Anhängerschaft nicht gerecht wird. Über den 9. November 1938 und die Tage drum herum berichten Leidtragende. Schürmann fast zusammen: “Alle Augenzeugen berichten übereinstimmend von der Brutalität der beteiligten SA-Männer.” Es ging ja in Neuruppin primär um Wohnungen oder Häuser, um Hab und Gut, um Wohl und Wehe.

Gut eingefasst. Einer der Judensterne im Tempelgarten Neuruppin.
Foto: VHS

Am 9. November 2025 wird es in Neuruppin verschiedene Veranstaltungen des Gedenkens geben, eine davon in der Klosterkirche ab 17 Uhr. Zum Zauber des Tempelgartens gehört es, dass die Symbole des Judentums für alle Tage erhalten geblieben sind oder erneuert wurden. Man muss nur genau hinsehen. Man kann innehalten. Und den Versuch machen, sich jüdisches Leben vorzustellen in Neuruppin.

„Ein Mensch zweiter Klasse“

Steinmeier und Ruhle an der Emil Wendland Gedenktafel

Vor 33 Jahren wurde Emil Wendland im Neuruppiner Rosengarten von drei Skinheads ermordet. Der Fall zeigt, wie tödlich die Ideologie sozialer Ausgrenzung wirken kann – und wie wenig Obdachlose in unserer Gesellschaft zählen.

Ein Gedenken erinnert nun an das sozialdarwinistische Hassverbrechen.

Von Macron

NEURUPPIN. Es ist eine Sommernacht im Juli 1992, als drei junge Männer durch den Rosengarten ziehen – ein Park im Zentrum von Neuruppin. Sie haben sich verabredet zum „Penner klatschen“, wie sie es nennen. Ein menschenverachtender Begriff für ihr Vorhaben: Obdachlose oder als „Assis“ abgewertete Menschen aufspüren und zusammenschlagen.

Sie finden ihr Opfer auf einer Parkbank. Emil Wendland, 50 Jahre alt, schläft dort, alkoholisiert. Einer der drei, Mirko H., tritt zu ihm, weckt ihn, schlägt zu. Dann folgen die anderen. Sie schlagen und treten den Mann. Als sie sich kurz entfernen, kehrt Mirko H. zurück – und sticht siebenmal mit einem Messer auf den bereits schwer verletzten Emil Wendland ein. In Brust und Bauch. Wenig später stirbt Wendland an seinen Verletzungen.


Das Urteil: Totschlag mit sozialdarwinistischem Motiv

Im Oktober 1993 verurteilt das Landgericht Potsdam den Haupttäter Mirko H., 20 Jahre alt, wegen Totschlags zu sieben Jahren Jugendstrafe. In der Urteilsbegründung heißt es, der Täter habe Emil Wendland für „einen Menschen zweiter Klasse“ gehalten. Ein Mittäter wird wegen schwerer Körperverletzung zu drei Jahren Jugendstrafe verurteilt. Auch das Gericht erkennt den ideologischen Hintergrund der Tat an: Es sei darum gegangen, „in der Nacht Assis aufzuklatschen“ – das Zusammenschlagen von Personen, die als „missliebig“ oder „verachtenswert“ galten.

Die Richter benennen, was lange Zeit verschwiegen wurde: Die Täter handelten aus einem sozialdarwinistischen Weltbild heraus – einer Ideologie, die den Wert eines Menschen nach sozialer Stellung, Leistungsfähigkeit und Anpassung bemisst.

**Ein Mord mit politischem Motiv – aber lange nicht als solcher anerkannt

Was folgte, war nicht nur ein Mord, sondern auch ein Fall von institutionellem Wegsehen. Obwohl die Täter im Prozess sagten, sie hätten aus Hass auf Obdachlose gehandelt, stuften Ermittler die Tat nicht als politisch motiviert ein. Das Landgericht Neuruppin verurteilte den Haupttäter 1993 wegen Totschlags zu sieben Jahren Jugendstrafe, einen Mittäter zu drei Jahren wegen schwerer Körperverletzung. Vom gesellschaftlichen Kontext – rechte Gewalt, Sozialdarwinismus – war kaum die Rede.

Erst Jahre später, nach Recherchen von Initiativen wie der Opferperspektive Brandenburg, wurde die Tat offiziell als rechtsextrem motivierter Mord anerkannt.

**Wendland war mehr als ein Opfer

Von Emil Wendland ist nicht viel überliefert. Er war alkoholkrank, wohnungslos, lebte in Notunterkünften oder auf der Straße. Dass kaum jemand mehr über ihn weiß, liegt nicht nur an seiner Lage – sondern auch an einem gesellschaftlichen Desinteresse. Er war ein Mensch am Rand, ein Mensch, den viele nicht sehen wollten. Genau das machte ihn zum leichten Ziel.

Die Täter sprachen nicht von „Linken“, „Ausländern“ oder „Anderen“ – sie sprachen von „Abschaum“. Ihre Tat war Ausdruck eines sozialdarwinistischen Denkens, wie es im rechtsextremen Milieu verbreitet ist: Nur wer „leistet“, gehört dazu. Wer „schwach“ ist, zählt nicht.

Ein Gedenken – zu spät?

Am Dienstagmittag, 33 Jahre nach der Tat, gedenken Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle , Vertreter:innen von Neuruppin bleibt bunt und dem Mittendrin in einer Schweigeminute an Emil Wendland. Im Rosengarten legen sie am Mahnmal Blumen nieder.

Doch noch immer stellen sich viele in der Stadt auch eine andere Frage: Warum hat es so lange gedauert, bis Emil Wendland öffentlich gewürdigt wurde? Warum wurde sein Tod nicht sofort als das erkannt, was er war: Ein rechtsradikaler sozial motivierter Hassmord – Ausdruck eines enthemmten Klassenhasses von rechts.

Bundespräsident Steinmeier und Nico Ruhle im Gespräch mit Vertreter:innen von Neuruppin bleibt bunt und des „Mittendrin“ Foto: Wolfgang Frese

Wer zählt – und wer nicht?

Emil Wendland war ein Mensch mit Brüchen. Alkoholkrank, wohnungslos, sozial isoliert. In den Augen der Täter war das Grund genug, ihn anzugreifen. Und auch nach seinem Tod blieb die öffentliche Reaktion verhalten. Kein Aufschrei, keine große Mahnwache. Die Würde des Opfers wurde überlagert von einem Schweigen, das viel über die Stellung armer und obdachloser Menschen in Deutschland sagt.

Dabei war Wendland nicht das erste Opfer solcher Gewalt. Schon in den 1990er Jahren registrierten Opferberatungen zahlreiche Übergriffe auf Wohnungslose, auch in Brandenburg. Die Täter kamen häufig aus der rechten Szene – ihr Weltbild geprägt von Abwertung, Selbstüberhöhung und Gewalt.

Erinnern an Opfer rechter Gewalt. Foto: Macron

Bundespräsident Steinmeier besucht Neuruppin: Drei Tage „Ortszeit Deutschland“ in Brandenburg

Foto des Bundespräsiendenten

Von Macron

Vom 1. bis 3. Juli 2025 verlegt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen Amtssitz in das Hotel Up Hus nach Neuruppin. Im Rahmen seiner Reihe „Ortszeit Deutschland“ führt er seine Amtsgeschäfte bewusst außerhalb Berlins, um mit Bürgerinnen und Bürgern in den direkten Dialog zu treten. Neuruppin ist die 16. Station dieser besonderen Besuchsreihe – und nach Senftenberg bereits der zweite Ort in Brandenburg.

Austausch, Nähe und Begegnung in der Fontanestadt

Zum Auftakt seines Aufenthalts spaziert der Bundespräsident durch die Innenstadt und sucht das persönliche Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern. Im Anschluss trifft er sich mit dem Bürgermeister und Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverordnetenversammlung zum kommunalpolitischen Austausch.

Auch ein Besuch beim Kanuverein Neuruppin inklusive einer Drachenbootfahrt auf dem Ruppiner See, eine Open-Air-Lesung mit Fontane-Preisträgerin Lisa Kränzler sowie ein Rundgang im Kunstraum Neuruppin stehen auf dem Programm. Mit dem Besuch der Automationssysteme Leske GmbH würdigt der Bundespräsident außerdem die Innovationskraft des regionalen Mittelstands.

Gesellschaftliche Verantwortung und Erinnerungskultur

Ein besonders bewegender Programmpunkt ist das Gedenken an Emil Wendland, der 1992 in Neuruppin Opfer rechtsextremer Gewalt wurde. Im Rosengarten der Stadt wird gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern sowie zivilgesellschaftlichen Initiativen an Wendlands Schicksal erinnert. Der Bundespräsident setzt damit ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und für demokratische Werte.

Auch im Mehrgenerationenhaus „Krümelkiste“ wird es politisch: Bei der „Kaffeetafel kontrovers“ diskutiert Steinmeier mit Einheimischen über gesellschaftliche Herausforderungen und Perspektiven – insbesondere mit Blick auf 35 Jahre Deutsche Einheit.

Weitere Stationen sind das Amtsgericht Neuruppin (Thema: häusliche Gewalt), die THW-Ortsgruppe, das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg und die Medizinische Hochschule, wo der Präsident mit Studierenden ins Gespräch kommt.

Abschluss mit Auszeichnung: Verdienstorden für Bürgerengagement

Die dreitägige „Ortszeit Neuruppin“ endet mit einer feierlichen Ordensverleihung in der Kulturkirche. Hier zeichnet der Bundespräsident Bürgerinnen und Bürger aus Brandenburg mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für ihr Engagement aus – ein starkes Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Mehr dazu im Interview der Woche und bei der Homepage des Bundespräsidenten.