Eindrucksvolle Präsentation am Ruppiner See
Von Volkmar Heuer-Strathmann
“Die Stadt der bunten Bilderbögen ist grau”; heißt es in einem Gedicht von Waldemar Dege aus dem Jahre 1981. Der Lyriker war vermutlich auf der Durchreise. Wäre er Jahrzehnte später bei der Präsentation des Projekts “Neuruppin ist schön!” zugegen gewesen, wäre er aus dem Staunen wohl nicht mehr herausgekommen.
Die Künstlerin Susanne Krell wohnt erst wenige Jahre in Neuruppin. Sie hat die Aktion gestartet und konnte nicht ohne Stolz vor der zurzeit geschlossenen Gastwirtschaft “Zum Birnbaum” verkünden, dass weit über 300 Menschen mitgemacht haben.
Imagepflege ist nicht die Intention. Es gehe darum, so Krell, Gelegenheit zur kulturellen Partizipation zu schaffen. Lebensgefühl soll zum Ausdruck gebracht werden. Ein Resonanzraum wird geschaffen. An ganz unterschiedlichen Orten wurden Karten ausgelegt. Ganz unterschiedlich sind auch die Handschriften.
Wer sich zur Präsentation der Ergebnisse an der Promenade eingefunden hatte, erlebte zunächst zwei Damen, die per Handy über die Aktion reden. Eine originelle szenische Eröffnung. Erste Stichworte fallen. Erste Tropfen folgten bald. Blitz und Donner kamen aber erst später dazu.

Parzifal – ein Wahrzeichen Neuruppins, hier der Kleine als Geheimtipp. Foto VHS
Und was ist schön in und an Neuruppin? Es war zu hören. In den Fenstern ist es zu lesen. Alle Notizen wurden aufgenommen, jedes Wort zählt. Etwa über den Tempelgarten und die Bäume auf dem alten Stadtwall. Vom Ruppiner See war die Rede, von der Stimmung am Wasser, von Parzifal, von Bauwerken wie der Klosterkirche, dem Bollwerk und der Stadtmauer, von der Kulturkirche, den drei legendären großen Plätzen und vom Stadtpark. Viel Lob findet die Architektur in der Altstadt. Es geht um die Atmosphäre und die Vielzahl an Events, um Begegnungen und Begebenheiten. Geschwärmt wurde von Genies wie Theodor Fontane und Karl Friedrich Schinkel. Das Wort Heimat fiel mehrfach. Kindheitserinnerungen werden genannt. Persönliche Bindungen werden erwähnt. Anrührende Worte in vielen Variationen. Alteingesessene und neu Hinzugekommene äußern sich. Interessierte können sich nun selbst einen Eindruck davon verschaffen. Die Fenster sind zu Schaufenstern der Bürgerschaft geworden.

Einschulung 2024 – dereinst eine schöne Erinnerung an den Schulplatz? Foto: VHS
Besonderer Dank galt an diesem Nachmittag Robert Liefke, dem Geschäftsführer der NWG, für die gute Kooperation. Und Susanne Krell und ihr Partner konnten sich am Ende über viel Applaus freuen. Einen Satz wie den folgenden von Waldemar Dege mussten sie auf keiner Karte lesen: “Die Stadt zerfällt, und der Zerfall ist nicht mehr aufzuhalten.” Als studierter Mathematiker hätte der Poet eigentlich wissen müssen, dass sich die Vorzeichen ändern können. Durch Menschen, durch Gestaltung – auch im politischen Sinne. Geld und etwas Glück gehören sicher auch dazu…