Mit Cello und Orgel und wunderbaren Klängen aktiv für Geflüchtete in Syrien


Athil Hamdan und Matthias Noack weckten wahre Begeisterungsstürme


Von Volkmar Heuer-Strathmann

Das Wort von den Binnenflüchtlingen könnte verharmlosend wirken, wie vorläufig, wie kurzfristig. Dabei kann die Situation von Geflüchteten im eigenen Land ja gerade besonders bedrohlich sein. Man ist nicht in Sicherheit. Nur die akute Gefahr ist im besten Falle verringert. Assads Syrien galt als das Land mit den meisten Binnenflüchtlingen weltweit. Da deren Situation in materieller Hinsicht auch nach dem Machtwechsel nur durch Unterstützung von außen etwas besser werden könnte, lädt der aus Syrien stammende Cellist Athil Hamdan zu Benefizkonzerten ein. Und lässt die Musik wirken.

In der Klosterkirche Neuruppin trat Hamdan gemeinsam mit dem Organisten Matthias Noack auf. Die beiden Musiker weckten wahre Begeisterungsstürme. Da dürfte die Spendenbereitschaft vermutlich noch gewachsen sein von Titel zu Titel. Das gibt es. Man weiß das.

Bevor Hamdan 2015 emigrierte, hatte er zwei Jahre lang die Leitung des Opernhauses Damaskus inne. Zuvor war er zehn Jahre lang Geschäftsführer des nationalen syrischen Symphonieorchesters. Eine Karriere, die im Bürgerkrieg, der niemals “nur” Bürgerkrieg war, ihr jähes Ende fand. Der Kontakt zu einzelnen Geflüchteten, zu Familien oder Gruppen von Binnenflüchtlingen ging nicht verloren, auch wenn Hamdan seit ein paar Jahren in Berlin lebt und wirkt.

Was Athil Haman am Cello vermag, wurde im Zusammenspiel mit Noack und noch mehr durch Soloeinlagen hörbar, spürbar, erlebbar. Und die gut besuchte Klosterkirche erwies sich wieder einmal als idealer Klangraum, ob beim Duett mit geistlicher Musik wie Bachs “Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ” oder modernen Kompositionen wie Astor Piazollas “Oblivion”. Als Solist lädt Hamdan ein zu Traumpartien wie “Sehnsucht” von Nuri El Ruheibani oder “Solace in Darkness” von Ilse de Ziah. Worte würden hier stören. Hamdan lässt sein Cello sprechen, singen, vibrieren. Ein beseeltes Spiel, es ist zu spüren.

Zum Geist einer solchen Veranstaltung passt, dass die Orgel nicht dominiert. Noacks Spiel wirkt eher gedämpft, büßt aber nicht an Wirkung ein. Im Gegenteil. Gewitter gibt’s draußen. Als Hamdan zum Ausklang dann “Tango for Illaria” von Carter Brey anstimmt, lauscht der Organist wie alle anderen Gäste in den Reihen. Traurig der Anlass, beglückend das Erlebnis und das Ergebis der Sammlung dürfte sich auch sehen lassen können.

Dass es nicht selbstverständlich ist, dass ein muslimischer Konzertmusiker und ein christlicher Kirchenmusiker gemeinsam auftreten, bringt Matthias Noack bei der Begrüßung nicht extra zur Sprache. Extra nicht? Auf Nachfrage, warum, betonen beide fast gleichzeitig: “Für uns beide ist es ja selbstverständlich.” Was für ein Glück – welch eine Kraft gegen Verzagtheit und Verschlossenheit!

2 Antworten auf „Mit Cello und Orgel und wunderbaren Klängen aktiv für Geflüchtete in Syrien“

  1. Danke für diesen schönen, Zuversicht und Mut machenden Bericht. Leider konnte ich nicht live dabei sein, gibt es eine geplante Wiederholung?

    1. Danke für die positive Rückmeldung. Bislang ist keine Wiederholung geplant. Über aktuelle Veranstaltungen informieren wir immer auf dieser Seite.

Die Kommentare sind geschlossen.