Wenn in der Nacht die Blütenpracht im Schaufenster erwacht…

Licht kann anlocken. Kann neugierig machen. Geschickt ins Licht gerückt, ziehen derzeit Werke von Marion Menzel den Blick auf sich, wenn man die Friedrich-Engels-Straße passiert. „Im Schatten der Nacht“ nennt die Künstlerin ihre Ausstellung im Kunstraum Neuruppin, die noch bis zum 26. Oktober 2025 läuft.

Von Volkmar Heuer-Strathmann

Fußläufig ist die Ostseite der langen Straße derzeit nicht überall ganz einfach zu bewältigen. Es lohnt sich, vor dem Haus mit der Nummer 37 innezuhalten. Für motorisierte Passanten ist es womöglich verlockend, anzuhalten, zu parken und hinzugehen. Wo hätte man je solche Blüten gesehen? „Wie manche Pflanzen ihre Blüten nur nachts öffnen, um ihre besonderen Insektengäste anzulocken, so entfalten auch die großen Knospen und Blüten auf den Rollbildern der Künstlerin Marion Menzel besonders am späten Abend ihre Pracht“, heißt es in einem Hinweis seitens der Stadt.
Tatsächlich! Am hellichten Tag ist die Darbietung eher unspektakulär. Sicher, die schwarzen Hölzer am Boden fallen auch auf, wenn man den beiden Fenstern nur nahe genug kommt zwischen Sonnenauf- und -untergang. „Mikadostäbe“? Eine mögliche Assoziation im Stadtblatt. Kohlenschwarz. Schwärzer als die Nacht. Eine „Himmels- und Höllenleiter“? Also schlichtweg Karrieresprossen? Der Weg zur Blütenpracht, angefacht und zusammengekracht? Ungeordnet, wirr, aber wirkungsvoll. In der Ecke wird aus der Kunst Tapete, oberflächlich betrachtet. Unbezahlbar schön. Und kraftvoll. Etwas Herbstlaub scheint auch darunter, rein farblich. Im Spiegelbild der Schaufensterscheibe die Welt von drüben.

Fensterblick: Linksbündig, ausgerollt, farbstark auch diese Nachtblütenkunst.
Fotos: VHS

Hinter Glas auch Vita und Kunstvita von Marion Menzel. Geboren in Langenfeld? Im Rheinland? Kunsthochgeschult in Düsseldorf? Unterwegs in der halben Welt als Freischaffende? Ob es noch einen Termin mit der Künstlerin geben wird? Nach Einbruch der Dunkelheit, versteht sich. Wäre sicher den Weg wert, am besten zum mitternächtlichen Glockenschlag, die Werke wirken allerdings auch ohne Worte und Fingerzeige.

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