Sein Tod muss qualvoll gewesen sein. Das Gedenken an Karl Friedrich Schinkel, den Sohn Neuruppins, der 1841 in Berlin nach einem bewegten Leben und Monaten des Bangens und Leidens verstarb, war würdevoll. Spät am Nachmittag konnte man am Denkmal mit Passanten ins Gespräch kommen, die sich über die Blumen wunderten.
Von Volkmar Heuer-Strathmann
“Ein Geburtstag?” Selbst ein paar Einheimische zeigten sich uninformiert. Es bleibt also noch viel zu tun bis zum Jahr 2031, wenn Schinkels Geburt 250 Jahre zurückliegt. Hier ging es eigentlich primär um seinen Tod. Der Vorstand der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft hatte eingeladen. Und es kamen keineswegs nur Mitglieder.
Matthias Frinken erinnerte als Mitglied des Vorstands der KFSG an die Kindheit von Karl Friedrich in Neuruppin. Der Vater war Pfarrer. Er war – genauso wie die Mutter -ziemlich modern eingestellt. Man förderte den Nachuchs. Das um sich greifende Feuer im Jahre 1787 war eine Zäsur für die Stadt, für die Familie, für Karl Friedrich. Der Vater starb kurz darauf. Die Mutter bezog mit ihren Kindern eine kleine Wohnung in der Fischbänkenstraße im Predigerwitwenhaus. Da mehrere betroffene Familien Zuflucht fanden, dürfte es beengt gewesen sein. Ob hier der Wunch nach Weite gewachsen ist? Landschaftlich, aber auch räumlich? Der Museumskundler Jan Mende spricht in seinem 2024 erschienenen Werk über Schinkel und sein Seelenleben von einer “Gigantenwohnung” in der Berliner Bauakademie. Dort verstarb Karl Friedrich Schinkel am 9. Oktober 1841. Seine geliebte Frau Susanne war in seiner Nähe.
Bürgermeister Nico Ruhle würdigte den berühmten Architekten, Maler und Designer. Ruhle kann sich vorstellen, folgt man seinen Worten, dass ein “Schinkelplatz” rund um die Kulturkirche in mehrfacher Hinsicht auch werbewirksam sein würde, ganz abgesehen vom biografischen Bezug. Die Pfarrkirche stand ja dort, ebenso das Pfarrhaus. Wo genau, war wieder einmal Thema unter den Versammelten. Geworben für die zahllosen Events in der Kulturkirche würde mit dieser Adresse. Gäste von auswärts suchten den beliebten Veranstaltungsort nicht mehr am Kirchplatz. Im Mittelpunkt des evangelisch-lutherischen Gemeindelebens steht ja ohnehin die Klosterkirche am Ruppiner See. Ob es dennoch Einwände gibt gegen den neuen Namen? Die Debatte ist eröffnet. Das Wort von der “Fontane- und Schinkelstadt” fiel sogar.
Matthias Frinken sieht eine Chance des Jubiläumsjahrs in der Kooperation mit Partnern aus der Welt der Kultur und der Wissenschaften. Da ist man längst tätig geworden. Und es geht nicht nur um Berlin, die andere “Schinkelstadt”, oder Potsdam, die Preußenstadt. Zu Hause ist man damit befasst, den Auftritt der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft zu erweitern, das Haus zu öffnen und gute Gründe zu bieten, die Räume zu betreten. Erst kürzlich waren vierzig dem Denkmalschutz verpflichtete Gäste mit Günter Rieger im Schinkel-Haus. Matthias Frinken referierte. Paar Tage später eine Gruppe Frauen, die an verschiedenen Brandenburger Volkshochschulen tätig sind. Otto Wynen faszinierte, indem er mit Wolfgang Harichs köstlichem Vergleich von Neuruppin und Neuyork brillierte. Das liegt nicht im Alten Land. Es geht um Planquadrate, um Straßenzüge, um Plätze – in Neuruppin der Not geschuldet. Der Verfasser las Liebesschwüre von Schinkel. Bei Susanne wusste er auch die zugesandten Reisetagebücher in guten Händen. Kein Wunder, dass das Versprechen der Damen zu hören war, sich fürderhin mehr mit Schinkel und Neuruppin zu befassen.

Foto: VHS
Tagestouristen aus NRW zeigten sich am Rande der Veranstaltung am Samstag am Denkmal beeindruckt von den Bemühungen in Neuruppin, Schinkel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. “Alles Gute für Ihre Bemühungen”, riefen sie am Ende rüber. Der alljährlich verliehene Schinkel-Preis gehört auch dazu. Die Zeit reichte, um das Museum zu erreichen, wo wieder einmal die Preisverleihung stattfand. In diesem Jahr an die Wohnungsbaugenossenschaft “Karl Friedrich Schinkel”.


