“Ist das hier der Sonderzug nach Neuruppin?”

Eine Erinnerung an den Bildhauer Max Wiese

Von Volkmar Heuer-Strathmann

Fontane sitzt da. Ganz entspannt. Aber es ist viel los in der Stadt, die seinen Namen trägt. In Neuruppin hat man auch gute Gründe, an den Künstler zu erinnern, der für das vielbeachtete Fontane-Denkmal verantwortlich zeichnet: Max Wiese. Vor einhundert Jahren im Juni 1925 verstorben. Nun Thema eines Vortrags von Günter Rieger im Museum. Eine kleine Ausstellung gibt einen Einblick in das vielfältige Schaffen des Künstlers.

Ein Sohn der Stadt ist Max nicht. Aber Ehrenbürger. Seit 1916. In Danzig kam er 1846 zur Welt. Kaum zehn Jahre hat Wiese in Neuruppin gelebt. Kindheit und Jugend. Kein Abitur gemacht. Übrigens wie Karl Friedrich Schinkel. Max’ Mutter war hier geboren. Als der Vater früh verstarb, zog es sie zurück in die Stadt am See. Max Wieses Leben sollte allerdings mehr von Berlin, von Hanau und wieder von Berlin geprägt werden. Rieger präsentierte Lehrer und Schüler des Künstlers und Dozenten, man sah Vorbilder, Freunde, Kollegen und Nachfolger – ein interessantes Künstlerleben in äußerst wechselvollen Zeiten, Krieg und Kriegsverletzung inbegriffen.

Foto des Buchcovers
Buchcover

Kleine Anekdoten dürfen nicht fehlen als Gegengewicht zu Werkeszauber und Kunstinterpretation. Man denke nur an das Jahr 1907 und den Sonderzug aus Berlin. Oder an die unzähligen Zylinderhüte 1883 zur Einweihung des Schinkel-Denkmals. Frauen? Randfiguren. Anders in der Kunst. Zumindest als Objekte. Aber eigentlich ist die leidende “Gerechtigkeit” ja nur ein Sinnbild. Ein Relief von Wiese erinnert subtil an den Frieden von Versailles. Am Ende ohne Schwert. Aktueller könnte ein Rückblick kaum sein. Und komplizierter auch nicht. Hier musste es bei einem Impuls bleiben. Und bei der Anregung, in Kyritz mal das Original zu betrachten.

Günter Rieger ließ die Gäste teilhaben an einer geschickt bebilderten Exkursion. Schon der Knabe zeigte Begabung als Zeichner. Von Förderung war auch die Rede. Später von Aufträgen, von feinen adeligen Herrschaften und reichen Bürgerhäusern. Geld will verdient sein. Max Wiese war schließlich auch Familienvater.

Foto des Kirchplatzes in Neuruppin mit Schinkel Denkmal
Ein Blick mit Max Wieses Schinkel auf die vielen Kinder beim Familienfest 2025 auf dem Kirchplatz. Foto: VHS

Carola Zimmermann dämpfte als Kuratorin der Ausstellung die Erwartungen ein wenig. Und scherzte: Das Fontane-Denkmal habe man nicht herbeischaffen können. Stattdessen Werke, die weniger bekannt sind. Und kleiner. Man will anlocken. Interesse wecken. Den Ehrenbürger erneut ehren. So wird die Urkunde aus dem Kriegsjahr 1916 denn auch präsentiert mit all dem Lorbeer.

Die Schinkel-Gesellschaft war durch Otto Wynen vertreten als Kooperationspartner. Maja Peers, die Leiterin des Museums, zeigte sich erfreut über deren Engagement. Rieger selbst gehört auch dazu. 2031, wenn sich Karl Friedrich Schinkels Geburt zum 250. Male jährt, wird es sicherlich auch um Max Wiese gehen. Schließlich hat er die Welt 1883 beschenkt mit diesem wunderbaren Werk. In Schubladen passt es nicht. Zu groß, zu großartig dieser weite Blick, diese Nahbarkeit, die Standfestigkeit und die Lebensfreude. Da werden sich 2031 bestimmt wieder genug Menschen mit Sonderzügen, Extrabussen und Staatskarossen – wie nächste Woche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – auf den Weg machen nach Neuruppin und in Schinkel auch ein Stück Wiese sehen…

BU 1: Sachkundig, humorvoll und motivierend: Günter Rieger beim Vortrag über Max Wiese.

BU 2: Ein Blick mit Max Wieses Schinkel auf die vielen Kinder beim Familienfest 2025 auf dem Kirchplatz.

Fotos: VHS

Dazwischen: Buchcover.