Hitzeschutz in Neuruppin: Gesundheit bewahren bei Sommerhitze

Was tun, wenn es heiß wird? Diese Frage stand am Mittwoch im Alten Gymnasium im Mittelpunkt einer interaktiven Infoveranstaltung von Medizinstudierenden der MHB Neuruppin. Unter dem Motto „Hitzeschutz für alle“ wurden realitätsnahe Szenarien präsentiert – von Marktbesuchen über Arzttermine bis zu Herausforderungen für mobilitätseingeschränkte Menschen. Ziel: Aufklären, sensibilisieren und Lösungen aufzeigen.

Von Martin Cron

Gesundheitsrisiken bei Hitze

Steigende Temperaturen führen besonders bei älteren Menschen, Kindern und chronisch Kranken zu Kreislaufproblemen, Dehydration und Hitzschlag. Der Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen beeinträchtigt Herz, Kreislauf und Nieren – oft unbemerkt. Besonders gefährdet: Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder geringem Gesundheitswissen.

Alltagsszenarien aus der Region

Beispielhafte Geschichten – etwa ein Ehepaar auf dem Wochenmarkt oder eine Seniorin auf dem Weg zur Darmspiegelung – machen deutlich: fehlender Schatten, lange Wege, keine Trinkbrunnen. Die städtische Infrastruktur ist vielerorts nicht hitzetauglich – besonders für Menschen mit Rollator, Kinderwagen oder Rollstuhl.

Praktische Tipps und Forderungen

Die Studierenden empfehlen:

  • Mind. 2–3 Liter Wasser täglich trinken
  • Direkte Sonne meiden, leichte Kleidung tragen
  • Warnzeichen wie Schwindel oder Verwirrtheit ernst nehmen

Diskutierte Maßnahmen umfassen:

  • Mehr Trinkbrunnen und schattige Sitzgelegenheiten
  • Aufklärung per Plakate, Flyer, Videos – auch in leichter Sprache
  • Barrierefreie Wege und Stadtmöblierung

Barrierefreiheit & Denkmalschutz – ein Zielkonflikt

Frau Kuzo, stellvertretende Bürgermeisterin, betonte: Die Stadt wolle barrierefreier werden – aber der Denkmalschutz erschwere viele bauliche Anpassungen erheblich. Neuruppin ist ein Flächendenkmal, was z. B. den Erhalt von Kopfsteinpflaster vorschreibt – ein großes Hindernis für Rollstuhlfahrende und Gehbehinderte. Dennoch wurden z. B. für die Steinstraße bereits 40 neue Bäume genehmigt, um Schatten zu schaffen – ein Erfolg nach intensiven Diskussionen mit den Denkmalbehörden.

Mobilität, Stadtplanung & Versorgung

Fehlender ÖPNV, lange Wege und fehlende digitale Fahrpläne machen Arzttermine bei Hitze zur Herausforderung. Ideen wie Rufbusse, mobile Gesundheitseinheiten oder Check-up-Stationen mit Studierenden fanden viel Zuspruch.

Anmerkung des Vereins „Klima und Alltag“

Wolfgang Freese, Vertreter des Vereins Klima und Alltag, betonte die Bedeutung von kommunalem Klimaschutz und bewusster Alltagsgestaltung. Er plädierte dafür, Gesundheitsschutz und Klimaanpassung gemeinsam zu denken – etwa durch grüne Städte, soziale Wärmeinseln oder klimagerechte Infrastruktur. Besonders wichtig sei ihm die Einbindung zivilgesellschaftlicher Gruppen und niedrigschwellige Ansprache, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Sport bei Hitze – Bewegung ja, aber mit Augenmaß

Auch körperliche Aktivität wurde thematisiert: Sport bei Hitze kann gefährlich sein, wenn Warnzeichen nicht beachtet werden. Die Studierenden raten:

  • Sport nur morgens oder abends betreiben
  • Ausreichend Flüssigkeit und angepasste Intensität
  • Bei Schwindel oder Übelkeit sofort pausieren
  • Outdoor-Aktivitäten möglichst in schattigen Bereichen

Besondere Verantwortung tragen dabei Sportvereine und Trainer*innen, die bei Hitzewellen Trainingszeiten anpassen und Risikogruppen gezielt entlasten sollten.

Erste Hilfe & Blickdiagnostik bei Hitzeschäden

Teilnehmer lernten, wie sich Hitzeschäden erkennen lassen – z. B. durch trockene Haut, Blässe, Apathie – und wie man im Notfall helfen kann (Wasser anbieten, Beine hoch, Schatten, Notruf).

Fazit & Ausblick

Neuruppin bemüht sich um mehr Hitzeschutz – mit grüner Stadtplanung, Wasserspendern, Ruhezonen und Aufklärung. Die Zusammenarbeit mit Ehrenamt, Universität und Verwaltung soll intensiviert werden – auch, um Zielkonflikte wie Denkmalschutz vs. Barrierefreiheit konstruktiv zu lösen. Weitere Infos unter https://www.neuruppin.de/hitzeschutz