Engführung oder Horizonterweiterung, Emanzipation oder Abhängigkeit?


Künstliche Intelligenz beschäftigte den Politischen Salon

Von Volkmar Heuer-Strathmann

Über zwanzig Erwachsene sitzen am frühen Abend in Cafe Hinterhof zusammen. Einige kennen sich, andere kennen sich nicht. Also untereinander. Politischer Salon ist angesagt. Man spricht über die Künstliche Intelligenz. Ein Impulsreferat gibt es nicht. Den Initiatoren und Moderatoren Otto Wynen und Wilfried Silbernagel ging es darum, dass die Versammelten sich austauschen, ihre Haltung zur KI zum Ausdruck bringen, gegebenenfalls Erfahrungen schildern und über Perspektiven sprechen – auch im politischen Sinne.

ChatGPT habe ihm ein Konzept geliefert, freut sich Wynen. Gratis. Er bekennt, ein User zu sein. Silbernagel ebenso, aber mit dem Schwerpunkt Beratung im Alltag. Andere bekennen, KI schon für einen Brief, eine Rede oder einen Text im Berufsleben genutzt zu haben. Eine Welle der Empörung schlägt ihnen nicht entgegen. Auch nicht denen, die etwa in der medizinischen Forschung oder im Praxisalltag positive Beispiele der Anwendung der KI kennen. Der Satz, wir müssten damit leben, fällt. Der Satz, wir könnten nicht viel machen, auch. Also dagegen. Oder hieß es “noch viel”? Jedes Wort zählt.

Skepsis und Misstrauen werden auch formuliert, mal unter Hinweis auf den Datenschutz, mal mit Bezug zu Machtfragen in der Demokratie, zu finsteren Machenschaften und zu weltumspannenden Geschäften. Namen wie Musk und Trump fallen. Bildung und Persönlichkeitsentwicklung werden in Gefahr gesehen. Trotz Medienerziehung. Ein ethisches Fundament wird vermisst. Manipulation könnte Tor und Tür geöffnet sein. Der Name George Orwell fällt auch.

Historisch ging es zurück bis zum Buchdruck, bis zu den Warnungen vor jener neuen Technik. Vor jeder neuen Technik? Von Szenarien ist die Rede, die – in der Nachfolge der Spielthorie – durch KI der Komplexität von Konflikten womöglich eher gerecht werden könnten. Ob mit der KI Paradoxien und Dilemmata aufgelöst werden können – in der Kindererziehung, in der wehrhaften Demokratie oder bei der internationalen Friedensgestaltung? An Regulierung führe kein Weg vorbei, da war man sich einig. Und darüber, dass es bei der KI um weit mehr geht als um Suchmaschinen.

Natürlich wurde auch die Begrifflichkeit in Frage gestellt. Ist ja auch blöd, dass, was Intelligenz genannt wird, keinen Maßstab hat. Trotz IQ. Trotz Testeritis. Als davon die Rede ist, mit KI könne es womöglich sachlicher zugehen, objektiver, blieb der Widerspruch nicht aus. Aber im KI-Labor können Prüfungen tatsächlich ohne Ansehen der Person stattfinden. Oder wird das registriert, wird buchgeführt, wie die Tasten angeschlagen werden?

Die Gefahren von KI sind übrigens bei ChatJBT längst abrufbar. Warnhinweise klingen anders. Aber immerhin. Ohne Ironie natürlich. Kann sie ja nicht. Per se. Sozusagen. Die anderen Anbieter auch nicht. Was fehlt gemeinhin, ist die Energiebilanz der KI-Nutzung. Die Stromrechnung. Und ob das Angebot reicht? Hier in der Region? Rheinsberg wird doch wohl keine Partei für die KI wieder hochfahren wollen…